John Noel Smith – String Ogham, 2014, Öl auf Leinwand, 76 x 60 cm
● Berlin
John Noel Smith
Ogham
18.1. – 2.3. 2019
Arbeiten
Zu John Noel Smith
Gehörtes Lied ist süß, doch süßer ist ein ungehörtes … und das gilt auch für Smiths Werk. Sein Interesse gilt der Erforschung, manchmal auch dem Ausgraben. Und manchmal will er in der Bildoberfläche ganz unmissverständlich ausdrücken, was er genau weiß. Er arbeitet dann mit dem, was sich ablöst und bröckelt und unfertig und unstrukturiert ist. Dabei widmet er sich einem inneren Muster, unterhalb des dominanten Musters oder außerhalb dessen Einflussbereichs.
Ähnlich einem Klang, der ein Echo erzeugt, erneut erklingt, langsam verhallt, und dann klar und majestätisch zu vernehmen ist.
Unter rein visuellen Gesichtspunkten entspricht dies nicht einer nebligen Unwissenheit, die sich allmählich lichtet, sondern eher einem Raum, der von neuem Wissen betupft, gesprenkelt und gezeichnet wird. In seinen Bildern hört Smith niemals auf zu forschen. Dabei will er nicht nur den Prozess des Erkundens sichtbar machen, sondern zugleich zeigen, dass mit der Fertigstellung des Werks ein Endpunkt erreicht ist. In diesem Sinne ist seine künstlerische Ausdrucksweise nicht allein intuitiv, malerisch und offen, sie ist auch wohlbedacht und strukturiert. Die Gemälde sind sowohl der Weg als auch das Ziel.
Smith ist ein außergewöhnlicher Maler, der es sich leisten kann zu denken, denn er denkt mit der Impulsivität, der Unmittelbarkeit und der Sinnlichkeit der Farbe selbst. Wann immer es ihm geboten erscheint, nimmt er sich die Freiheit zu denken. Allerdings wird die intellektuelle Strenge seines Werks meist durch pures Gefühl, durch Instinkt abgemildert, der wiederum durch Mäßigung und Zurückhaltung abgemildert wird. In seinen Bildern ist der Geist ebenso am Werk wie das Auge und die Hand.
Oder, um es mit den Worten Elizabeth Bishops und ihrem Gedicht „At the Fishhouses“ zu sagen: Wenn Smiths Wissen historisch ist, dann sind seine Arbeiten flowing, and flown.
Die Gemälde handeln von Farben und Mustern, nähren sich aber ebenso aus der Welt selbst, aus den Formen der Natur, den Knoten, und jenen Gebilden, die in Erscheinung treten, wenn man natürliche Strukturen aus der Nähe oder mit mikroskopischen Mitteln untersucht, aus Wellen und kleinsten Teilen. Und sein Werk nährt sich aus der Idee von Verbindung und Durchbrechung, aus dem Aufeinanderstoßen oder Kreuzen der geraden und der gewölbten Linie, der Farbe, die mühelos zu benennen ist, und der Schattierungen innerhalb von Schattierungen, die viel schwerer auszumachen sind und auf die das Nervensystem mit Unbehagen reagiert.
Einige dieser Spuren wirken geradezu menschlich, wie die Wirbel und ausgeklügelten Muster in frühen irischen illuminierten Manuskripten, wie Muster in alten Steinskulpturen oder Zeichen, die Kultur oder Natur in der Landschaft hinterlassen haben. Sie verkörpern oder dramatisieren auch das menschliche Ringen um Spannung einerseits und Ruhe andererseits, zwischen dem Gewundenen, Geladenen einerseits und Ergebenheit, Hingabe andererseits.
Was aus diesem Widerstreit folgt, erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit: Beim Betrachten eines Gemäldes von John Noel Smith müssen wir uns auf sein ungetrübtes Vertrauen in das Medium Malerei und dessen Wirkungsmacht einlassen. Und wir müssen akzeptieren, dass wir beunruhigt und verunsichert sein werden, wenn Klarheit mit Komplexität konkurriert, wenn Oberfläche mit Tiefe konkurriert, wenn die Linie mit der Kurve und der Textur in Konflikt steht – wenn also der denkende Maler sich dem großen Geheimnis hinter den Dingen stellt und die Kühnheit des Malers tiefer innerer Demut begegnet.
Colm Tóibín
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