● Berlin
Yi-Han WU
Gracefully, they delicately tread upon the scattered shards
16.1.–1.3. 2025
Eröffnung
Donnerstag, 16. Januar 2025, 17 – 20 Uhr
Arbeiten
"Gracefully, they delicately tread upon the scattered shards."
Die Werke von Yih-Han Wu sind bekannt für ihren unverwechselbaren, kühnen und doch zurückhaltenden künstlerischen Stil. Im Zentrum ihres Schaffens steht dabei ein zeitloses und zugleich aktuelles Thema: die Existenz als Frau und der „weibliche Kör-per“ insbesondere. In einer Gesellschaft, in der sich am Privaten politische Diskurse entzünden können, bleibt der weibliche Körper ein umstrittenes und tabuisiertes Sujet, das wieder und wieder zum Objekt und Symbol männlicher Macht, Dominanz und Eroberung wird. Das 20. Jahrhundert war geprägt vom Kampf der Frauen um die Befreiung des weiblichen Körpers – von den britischen Suffragetten im Jahr 1928 bis hin zu den Abtreibungsgesetzen des Jahres 1975. Und während die 1970er Jahre für die Frauen-bewegung zunächst wie ein Sieg erschienen, ist dieser Kampf auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht vorbei. In ihrer künstlerischen Arbeit führt Yih-Han Wu diesen Befreiungskampf fort, sei es in der „Little Adults Series“ von 2013 oder in der Einzelausstellung „Your Body Shouldn’t Be Your Portrait“ von 2022. So nutzt sie ihre Kunst konsequent als Medium, um geschlechtsspezifische Themen neu zu verhandeln.
Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel „Gracefully, they delicately tread upon the scattered fragments“ (in etwa: Anmutig und behutsam treten sie auf die verstreuten Fragmente) – ein Auszug aus „The Goddess Buffet“ von Zhiyu Liu, das sich mit den Nachwirkungen des traumatischen Geschlechterkampfes und den Schockwellen auseinandersetzt, die bei den betroffenen Frauen widerhallen. Diese Frauen tragen innere Verletzungen, und Yih-Han Wu erweitert den Diskurs von she zu them – ist sie doch überzeugt davon, dass Gleichheit nicht nur mit Blick auf Geschlechterfragen relevant ist, sondern in der Tat uns alle betrifft. In der diesjährigen Ausstellung zeigt Yih-Han Wu Aquarelle und greift dabei die Tradition westlicher Gemäldemalerei auf. Anstelle von kräftigen, schweren Ölfarben der Klassiker verwendet sie einfache Aquarellfarben und zarte, verschwommene, fließende Tusche auf Papier. Dadurch gelingt der Künstlerin eine besondere Formsprache und eine einzigartige Atmosphäre. Feine Pinselstriche, fluide und doch intensive Linien sowie Spuren, die durch das Zusammenspiel von Pigmenten und Wasser entstehen, zeugen von einem Gefühl der Freiheit und Spontaneität. In Ihren Aquarellen verwendet sie Elemente klassischer westlicher Gemälde, die weibliche Legenden und Geschichten aus der Bibel thematisieren – löst diese jedoch aus ihren ursprünglichen komplexen Kompositionen heraus. Fast wie einen Ausschnitt platziert sie diese Elemente auf dem leeren Papier, was ihren Bildern eine Rätselhaftigkeit verleiht. Durch diese Technik entstehen gänzlich neue Strukturen und räumliche Beziehungen. Ihr Ansatz verstärkt die Ausdruckskraft und die Möglichkeiten der verwendeten Materialien und der „erläuternde Charakter“ der Motive tritt in den Hintergrund: Texte und Narrative werden blockiert, die sinnliche Ästhetik tritt in den Vordergrund und erotische Elemente werden eliminiert. Dieser Vorgang lässt sich als eine Art Verschiebung von Zeit und Raum verstehen und ermöglicht es, einige der verführerischsten und umstrittensten Frauenfiguren der Geschichte mit neuen Augen zu sehen. Yih-Han Wu erzählt von Frauen, die begehrt, vergewaltigt, angeklagt und bestraft werden; Frauen, die infolge der Erbsünde unter Schmerzen gebären und die Magie der Mutterschaft verkörpern. In ihren Werken visualisiert sie ihren Anspruch, dass Frauen niemals wegen ihres Körpers Schuld oder Angst empfinden sollten und stellt zugleich das Narrativ infrage, dass Frauen mehr als nur „Frauen“ sein und allerlei Gestalt annehmen können. Mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst des 21. Jahrhunderts stellt Yih-Han Wu sich der Herausforderung, Konzepte der Weiblichkeit neu zu denken und ebnet damit neue Wege in die Zukunft.
Ihre Werke bezeugen, dass ihre Botschaft zu den Beschränkungen von Frauen über Geschlechtergrenzen hinausgeht: Letztlich sollte kein Mensch Gefühle von Schuld, Unterdrückung oder Angst empfinden, weil er „nicht der Norm entspricht“. Denn in unseren Körpern wohnen kostbare Seelen, und es ist Aufgabe der Kunst, diese Seelen zum Vorschein zu bringen oder zu diesen Seelen zu sprechen – zur tiefsten Sphäre der Seele; der gemeinsamen Sprache der verschiedenen Welten jenseits des geschriebenen Wortes.
AKI Gallery (Übersetzung Ingrun Wenge)
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